Ich mag es, wenn alles schön ordentlich ist. Und ich organisiere gerne, am liebsten ganz perfekt! Und wenn ich dann doch etwas vergessen habe und es eine kleine Panne gibt, ärgere ich mich über mich selber und habe das Gefühl, dass mir eine Zacke aus der Krone gefallen ist.
Bin ich gut organisiert – aber dabei vielleicht ein bisschen verbissen? Am Karsamstag wurde mein Horizont erweitert! Am Abend sangen wir im Chor zuerst konzertmässig, und danach wurde alles in der Kirche umorganisiert zu einem Offenen Osternachtssingen. Das bisherige «Publikum» und der Chor sollten umgeschmolzen werden zu einem grossen, einheitlichen Klangkörper. Alle im Chor wussten, was ihre Aufgabe war: Männer Podeste ins Kirchenzentrum in den Estrich tragen; Frauen an den Aussenwänden nach hinten gehen, durch den Mittelgang Stühle nach vorne tragen; Einzelne sollten Noten verteilen, andere Plakate aufhalten, damit man sich nach Stimmen getrennt hinsetzen konnte. «Ui», dachte ich, «anspruchsvoll!!» Und dann kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus: die ganze Übung klappte wie am Schnürchen – und machte einfach Spass! In der Kirche herrschte ein «Ameisengewusel»; mit viel Gelächter und flotten Sprüchen fanden alle mit der Zeit ihren Platz. Niemand nahm es tierisch ernst; einzelne Pärchen wollten zusammen singen – so setzten sie sich zusammen in den Tenor oder in den Sopran. Auch die «hartgesottensten Emporen-Besitzer» liessen sich mit Witz und Charme noch nach unten bitten. Und schliesslich sangen wir wunderbar schön und gleichzeitig locker vierstimmige Lieder!
Ich habe den Abend unglaublich genossen. Und von Pfingsten erhoffe ich mir ein ähnliches Erlebnis: dass ich wieder mal realisiere, dass es gut ist, wenn ich mich anstrenge und meine Aufgaben möglichst gut erledige – aber dass uns das Wichtigste im Leben geschenkt wird. Lebensfreude, Humor, Liebe und Glauben können wir nicht «machen» – aber wir können sie uns in unserem Tun vom Heiligen Geist schenken lassen.
Frohe Pfingsten!
Pfrn. Marianne Siffert